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Warum Urlaub für eine Beziehung so wichtig ist

Dieses Jahr hatten meine Frau und ich eigentlich beschlossen, keinen Urlaub zu planen.

Wir haben zu Hause so viele Projekte, dass wir lieber dortbleiben und endlich einiges abschließen wollten. Normalerweise fahren wir per Pauschalreise in den Urlaub – oder einfach mit dem Auto ans Mittelmeer oder alternativ an die Ost- oder Nordsee. Ich war überzeugt, dass es keine schlechte Idee wäre, dieses Jahr einmal daheim zu bleiben – bis jetzt.

Gerade sitze ich beim Frühstück in einer kleinen Pension am Ammersee. Zufällig hat es sich ergeben, dass wir hier einige Tage verbringen. Ich dachte mir: Wenn wir schon nicht weit wegfahren, nutzen wir doch die Gelegenheit, ein paar Tage ohne Kinder im Inland zu entspannen. Und der Ammersee ist wirklich ein wunderschönes Fleckchen.

Erst gestern sind wir angekommen, und schon jetzt haben sich so viele kleine, wunderbare Momente ergeben, dass ich heute Morgen beschlossen habe, hierüber einen Blogartikel zu schreiben.

Was ist passiert?

Erstens:
Die Entscheidung, zu Hause zu bleiben, war an sich nicht verkehrt. Sachlich betrachtet ist es sogar effektiv: Wir schaffen in wenigen Tagen Dinge, für die wir sonst Wochen im Alltag gebraucht hätten. Die Urlaubskasse ist dieses Jahr ohnehin knapp, da die Projekte nicht nur Zeit, sondern auch Geld kosten. Außerdem wird es auch zu Hause in den nächsten Tagen sommerlich heiß – beste Bedingungen für Badeseen, Radtouren und Ausflüge, die wir schon lange geplant hatten. Wir könnten endlich Freunde einladen, mit ihnen grillen, in den Pool springen – alles wunderbar.

Zweitens:
Was wir jedoch unterschätzt haben, ist, wie viele zwischenmenschliche Dinge im Alltag auf der Strecke bleiben. Unsere eingespielten Rituale sind zwar Gold wert: Sie machen den Tag effizient, geben Sicherheit und sorgen dafür, dass alles läuft, wie geplant. Ich empfehle diese sogar um Ziele zu erreichen und rate sie genauer zu Planen und zu strukturieren. Dazu habe ich sogar einen Artikel geschrieben  (siehe hier – In der Auseinandersetzung mit sich selbst-Vorsaetze wirklich erreichen).  Aber genau darin liegt auch eine kleine Gefahr.

Rituale stabilisieren Abläufe, schaffen Sicherheit, sorgen dafür, dass alles reibungslos funktioniert und sind ein Garant dafür, dass alles fast perfekt zum gewünschten Zeitpunkt fertig ist. Besonders in den Vorbereitungen am Morgen wird es im Alltag darauf ankommen. Bei uns auf jeden Fall! Alles ist gut überlegt und geplant, vorbereitet und strukturiert. Es wurde bereits mehrfach angepasst und optimiert. So, dass es nun läuft – wie geschmiert. 

Für eine Beziehung braucht es aber auch das Gegenteil: unbekannte Situationen, unberechenbare Momente, in denen wir den Partner neu erleben. Wir sind ohne Netz und doppelten Boden unterwegs, erleben uns in unseren schwachen Momenten, helfen und ergänzen uns und stellen uns völlig aufeinander ein, ohne zu wissen, welche Situation auf den Moment folgt und wie der Partner darauf reagieren wird. 

Urlaub ist die perfekte Gelegenheit dafür. Hier passiert genau das. Man unterstützt sich gegenseitig, meistert neue Herausforderungen und wächst daran gemeinsam. Junge Paare fahren deshalb oft in den Urlaub, um ihre „Beziehungstauglichkeit“ zu testen. Langjährige Paare können so wieder zueinanderfinden, alte Leidenschaften neu entdecken und mit Abstand auf den Alltag blicken.

Drittens:
Ich habe bei meinen Überlegungen unterschätzt, wie wichtig das ist. Besser gesagt, ich habe einfach überhaupt nicht daran gedacht. Dabei ist es so simpel wie es logisch ist. Jede Beziehung braucht Zeit für sich – und damit meine ich nicht nur die Liebesbeziehung zwischen Partnern, sondern auch andere: Vater und Sohn, Mutter und Tochter, Geschwisterbeziehungen. Besonders in der Familie ist diese gemeinsame Zeit unbezahlbar. Regelmäßig sollte man dafür sorgen, dass wir diese Zeiten in unsere Beziehungen einfließen lassen. Auch wenn es viel zu tun gibt und vieles erledigt werden muss. Und, ja, auch wenn man viel mehr in weniger Zeit schaffen würde.

Ich habe mir fest vorgenommen, jedes Jahr bewusst Momente zu schaffen, in denen ich mit jedem meiner Liebsten einzeln Zeit verbringe. Dieses Jahr plane ich um: Noch ein paar Tage mit meiner Frau hier am Ammersee – und danach Trips mit meinen Kindern. Ich bin gespannt, was uns diese Zeit bringt.

Viele Paare nehmen den Urlaub als Beziehungstest, Neustart oder wiederbelebende Maßnahme.

Wie geht es euch dabei? Ich denke, Bewährtes setzt sich durch, und wenn man recherchiert, wie sich der Durchschnitt verhält, zeigt sich das auch.

Laut einer repräsentativen Studie der Plattform ElitePartner (Oktober/November 2024, 6.328 Befragte) gehen wir so damit um:

• 80 % der Paare verreisen mindestens einmal jährlich gemeinsam, knapp die Hälfte sogar häufiger.
• 6 von 10 Paaren berichten, dass der Urlaub ihre Beziehung gestärkt hat.
• Rund ein Drittel sagt, sie würden sich nach dem Urlaub besser verstehen.

Besonders jüngere Paare profitieren emotional stärker – doch auch das Konfliktpotenzial steigt:

• Junge Erwachsene (18–29 Jahre) erleben Urlaub zu 67 % als verbindend und führen häufiger tiefgehende Gespräche (71 %).
• Etwa 33 % junger Frauen empfinden jedoch die Urlaubsplanung als stressig, und 28 % junger Männer beklagen zu wenig Nähe oder Freizeit.

Diese Zahlen zeigen: Urlaub bietet große Chancen – aber nur mit guter Vorbereitung und Kommunikation.

Kommunikation – der Schlüssel im Urlaub

Urlaub schenkt Paaren eine wertvolle Auszeit vom Alltag und schafft Raum für:

• bewusstes Miteinander, Intimität und Nähe,
• ehrliche Gespräche, die im Alltag oft vertagt werden,
• kleine „Check-Ins“: etwa nach ein paar Tagen fragen, „Wie geht’s uns gerade? Brauchen wir etwas anders?“.

So wird der Urlaub ein sicherer Rahmen, in dem Beziehung wachsen kann – statt unter Druck zu geraten.

Beispiel: eine junge Beziehung

Ein frisch verliebtes Paar fährt zum ersten Mal gemeinsam weg. Plötzlich wird sichtbar:

• Wer kümmert sich ums Packen und das Budget?
• Ist der Partner morgens entspannt oder leicht gestresst?
• Wie werden Entscheidungen getroffen – gemeinsam oder unausgesprochen?

Solche Situationen liefern wertvolle Einblicke: Man erkennt, wie der andere mit Druck, Spontanität oder Entscheidungen umgeht – und das stärkt oder klärt die Beziehung.

Beispiel: eine langjährige Beziehung

Ein Paar, das seit vielen Jahren zusammen ist, glaubt, sich in- und auswendig zu kennen. Doch im Urlaub:

• Entdeckt man neue Seiten – z. B. wie der Partner reagiert, wenn er müde oder mit Neuem konfrontiert wird.
• Weicht die Routine zurück, und die Verbindung blüht neu auf.
• Übernimmt man vielleicht ungewohnte Rollen füreinander – mit frischer Wertschätzung und Neugier

So wird Urlaub zum „Reset-Knopf“ für die Beziehung – und zum Nährboden für neues Miteinander.

Urlaub – Bühne und Mikrofon zugleich

• Fakten belegen: Urlaub kann ein echter Beziehungsbooster sein.
• Kommunikation ist zentral: Erwartungen klären, regelmäßig nachfragen, liebevoll sprechen.
• Das Potenzial: Urlaub wird zum Lernfeld, in dem Beziehungen neu getestet und belebt werden – egal ob frisch verliebt oder seit Jahrzehnten zusammen.

Ich habe beim Schreiben nochmals besonders gemerkt: Ich werde nie wieder den Wert dieser Auszeit unterschätzen.

Ich wünsche Euch eine erholsame und friedliche Urlaubszeit Daniel Schardt